offbeat/onbeat

offbeat/onbeat
offbeat/onbeat
 
[englisch, 'ɔfbiːt/'ɔnbiːt], Begriffspaar, das die Platzierung von Tönen (Melodie) bzw. Schlägen (Rhythmus) in Bezug auf den Grundschlag (Beat) angibt. Offbeat und onbeat setzen den Beat voraus, sind taktgebundener Musik europäischer Tradition damit wesensfremd. Die wörtliche Übersetzung beider Begriffe gibt den Sachverhalt eindeutig wieder: onbeat = »auf dem Grundschlag«, Melodieton beziehungsweise Rhythmusschlag fallen mit dem Beat zusammen; offbeat = »weg vom Grundschlag«, Ton beziehungsweise Schlag kommt kurz vor oder nach dem Beat. Im Notenbild besteht zwischen einer Offbeat-Figur und einer Synkope kein Unterschied, dennoch sind sie ihrem Wesen nach deutlich voneinander zu trennen. Die Synkope ist eine metrische Erscheinung (Metrum), sie schafft eine Konfliktsituation durch Veränderung der Betonungsverhältnisse im Takt. Die Offbeat-Figur ist eine rhythmische Erscheinung (Rhythmus), sie schafft Konflikte durch Verschiebung von Tönen weg vom konstanten Beat (a) oder aber z. B. bei afrikanischen Trommlergruppen durch Überlagerung des Beat mit zusätzlichen akzentuierten Schlägen (b).
 
a) »Georgia On My Mind« (Hoagy Carmichael, 1930)
 
b) Trommelrhythmus
 
Die Offbeat-Verschiebung betrifft oft exponierte Töne im Melodieverlauf — man spricht in diesem Fall auch von Offbeat-Artikulation — oder aber ganze Phrasen (Offbeat-Phrasierung). Meist erfolgt diese Verlagerung nach vorn, der Ton kommt kurz vor dem Beat, was quasi einen Energiestau, eine Intensitätssteigerung bewirkt. Der Ton kann aber auch kurz nach dem Beat erklingen, dann ist die Wirkung scheinbar schleppend, nachhinkend, etwa beim Klavierspiel von Erroll Garners (1921-1977). In beiden Fällen verspürt man die Störung des Grundbeat, die eine Erhöhung der musikalischen Spannung nach sich zieht, basierend auf dem (vertikalen) Verhältnis offbeat gespielter Töne zum Beat, aber auch auf den (horizontalen) Beziehungen der offbeat-verschobenen Töne zueinander.

Universal-Lexikon. 2012.

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